Aktuelle Gedanken zum Kunstgeschehen
Warum gehört die allgemeine Bewunderung noch immer den Impressionisten, den Expressionisten, den alten Meistern und der figurativen Malerei der letzten Jahrhunderte (mit nur sehr wenigen Ausnahmen des 21. Jahrhunderts)?
Warum aber lebt in den großen öffentlichen Häusern und Foren als Ausdruck der aktuellen Kunst ausschließlich die von starken Lobbys geförderte abstrakte Kunst? (Es gibt genügend sehr gute figurative Maler, die quasi im Untergrund ohne Förderung und Rückhalt kämpfen).
Museen und Ausstellungshallen werden mehr und mehr mit den nach ewigem „Neu“ suchenden Werken gefüllt, die morgen schon wieder alt sind (das liegt in derNatur dessen, was immer neu sein muss). Unsere emotionale und geistige Zerissenheit muss, akademisch verordnet, mehr und mehr ausgedrückt werden. Statt dem eigentlichen Privileg der Kunst nachzukommen reinigend (Katharsis), werteschaffend, einigend zu sein, und damit vielleicht einen Beitrag zur Harmonisierung und Weiterentwicklung der Gesellschaft leisten zu können – wird immer mehr der entleerte, zerissene und monströse Teil des Menschlichen herausgestellt: Kühe werden öffentlich geschlachtet, Blut verspritzt, Menschen plastifiziert, Coca-Cola Dosen geschlichtet, Auto aufgehängt ….. die Liste der Beispiel ist nahezu unendlich.
Erfindet der Mensch und die Kunst sich wirklich täglich neu? Genügt es nicht mehr einfach Mensch zu sein und sich darin auszudrücken, wie seit tausenden Jahren? Natürlich jeder auf seine Weise und mit seinem individuellen, aber in den soziokulturellen Kontext eingebundenen Blick. Ich will nicht für die schöne heile Welt reden, sondern für einen bildnerischen Ausdruck unserer Zeit plädieren, der über die privaten Befindlichkeiten hinausgeht und eine allgemeine Verständlichkeit bewahrt.
Die figurative Kunst, verlacht und als veraltet angesehen (mit Ausnahme z.B. der Künstler der östlichen Bundesländer, warum auch immer…), schmückt nur noch gratis die privaten Geschäftsräume weniger (der ausgegrenzte Künstler wird mehr und mehr zum Dekorateur ohne tieferen Sinn und Aufgabe deklassiert) oder hängt in den Wohnzimmern der wenigen verbliebenen prädigitalen Sammler.
Aber: die Ausstellungen von Van Gogh & Co (dem es ja zu Lebzeiten nicht besser erging) sind brechend voll und die Preise völlig unproporzional: mit dem Geldwert eines Van Gogh Bildes könnte man 10000de Werke lebender Künstler kaufen, die genau deshalb, weil das nicht geschieht wie er leben …. der Künstler muss hungern, um kreativ zu sein, höre ich…
Diejenigen Künstler, die mit festem Mut Werte und Qualitäten in der Kunst vertreten, werden aus gesellschaftlichen Zusammenhängen herausgedrängt und mit dem Stempel der netten Wertlosigkeit versehen, um die voranschreitende Ignoranz in der Materie zu vertuschen und sich einer Auseinandersetzung mit Ihnen zu entziehen.
Hierin drückt sich eine enorme Wertekrise unserer Gesellschaft aus, und ich kann nur hoffen, dass bald ein grundsätzliches Nachdenken über eine notwendigen Kehrtwende einsetzt. Das Auseinanderklaffen von Geldwert und echtem Wert muss nach meiner Meinung dringend revidiert werden!
Ein Mensch, der ästhetisch empfindet, im Sinne der griechischen Philosophen, hat eingesehen, hat auf einer sehr tiefen Ebene mit Geist und Gefühl verstanden – und sieht damit auch die Proportionen der Dinge, wird somit also nie ohne Maß und Sinn gegen die Natur, gegen seinen Nächsten sein.
Ist das etwa nichts?